seilbahn.net | Projekte | Archiv | 2006-07-21

Über die BUGA-Baustellen und den Rhein hinwegschweben: Spektakuläre Seilbahn fährt bereits im Sommer 2010

KOBLENZ (pm). Die geplante Seilbahn über den Rhein zur Verbindung der inner-städtischen Ausstellungsbereiche der Bundesgartenschau Koblenz 2011 mit dem Plateau Festung Ehrenbreitstein ist ein ambitioniertes Projekt. Als größte Seilbahn Europas außerhalb der Alpen wird sie zwar nicht das einzige, aber doch ein beson-deres Highlight der Bundesgartenschau Koblenz 2011 werden. Die Bauarbeiten des österreichischen Konzessionärs Doppelmayr Seilbahnen GmbH sind inzwi-schen so weit gediehen, dass die BUGA-Seilbahn bereits im Sommer 2010 eingeweiht und in Betrieb genommen werden kann.

Für die Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH ist die Seilbahn die Lösung eines nicht zu unterschätzenden Transportproblems. Das bipolare Flächenkonzept der Koblenzer Bundesgartenschau, die einerseits in der Innenstadt und andererseits auf dem Plateau der Festung Ehrenbreitstein stattfindet, erfordert ein attraktives, ökologisch sinnvolles Transportmittel, das ohne Störungen die Besucher von einem Bereich zum nächsten bringt. Die mit einem verbrauchsarmen Elektromotor betriebene Dreiseilumlaufbahn wird in der Lage sein, pro Stunde pro Richtung bis zu 3.800 Menschen zu transportieren. Während der etwa vier Minuten dauernden Fahrt werden die insgesamt 18 Kabinen, die bis zu 35 Personen fassen und barrierefrei auch mit Kinderwagen und Rollstuhl zu be-nutzen sind, an 850 Meter langen, freitragend über den Rhein gespannten Seilen entlang gleiten. Eine solche Dreiseilumlaufbahn ist so stabil, dass sie sogar bei Windgeschwin-digkeiten bis zu 100 Stundenkilometern betrieben werden könnte.

Um den spektakulären Blick ins Welterbe „Oberes Mittelrheintal“ noch besser genießen zu können, ist eine Anordnung der Sitzplätze zu den Fensterfronten hin geplant. Für das besondere Erlebnis wird eine der Seilbahnkabinen sogar mit einem Glasboden ausgestattet werden. Zusätzlich zur Seilbahn wird es einen kostenlosen Bus-Shuttle zwischen Innenstadt und Festungsplateau für jene Besucher geben, die aus persönlichen Gründen nicht mit der Seilbahn fahren möchten. Die Nutzung der Seilbahn wird – wie alle Veranstaltungen – während der Bundesgartenschau im Eintrittspreis inbegriffen sein. In Abstimmung mit der UNESCO wird die Seilbahn über die Bundesgartenschau Koblenz 2011 hinaus bis zum Herbst 2013 innerhalb dieses Welterbe-Gebietes Oberes Mittel-rheintal betrieben. Danach wird der Konzessionär, die österreichische Firma Doppelmayr, die Seilbahn wieder abbauen und einer anderen Verwendung zuführen.

Seilzug im Januar 2010

Ende April 2009 begann am Konrad-Adenauer-Ufer der Bau der Fundamente für die Talstation der Seilbahn, im Sommer folgten die Fundamente der Bergstation am Fes-tungshang. Nachdem die Montage der 20 Meter hohen Stütze der Talstation am Konrad-Adenauer-Ufer abgeschlossen war, wurde dort im November 2009 mit dem Aufziehen des durchschimmernden Membrandachs auf die Leimbinder begonnen. Auch an der Bergstation ging es weiter: Dort wurde Anfang Dezember die Stütze montiert, Mitte des Monats folgt die Antriebstechnik, so dass der Zug der Seile voraussichtlich Ende Januar beginnen kann.

Die Seilbahn wird voraussichtlich Ende Juni 2010 betriebsbereit sein, soll voraussichtlich im Juli eingeweiht werden und für etwa 10 Wochen im wirtschaftlichen Betrieb laufen. Der Fahrpreis beträgt dann, wie später nach der Bundesgartenschau Koblenz 2011, 8 Euro für Erwachsene (7 Euro Gruppenpreis) sowie 4 Euro für Kinder (3 Euro Gruppen-preis). Durch den Betrieb der Seilbahn bereits im Jahr 2010 möchte die Bundesgarten-schau Koblenz 2011 zum einen zusätzliche Einnahmen erzielen und zum anderen Gast-ronomie und Tourismus in der Stadt für die mit der intensiven Bautätigkeit in der Innenstadt derzeit einhergehenden Beeinträchtigungen entschädigen. Zudem soll die Seilbahn für die im Jahr darauf öffnende Bundesgartenschau Koblenz 2011 werben, die neben diesem spektakulären Transportmittel mit Panoramablick ins UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal noch viele weitere Höhepunkte bereithält.

Ein mehrjähriger Prozess

Vor der Entscheidung, die Seilbahn von der Firma Doppelmayr Seilbahnen GmbH bauen und betreiben zu lassen, stand ein mehrjähriger Prozess. Dabei nahm die zunächst eher wage Idee der BUGA-Planer, die Distanz zwischen Innenstadt und Festungsplateau mit einer Seilbahn zu überbrücken, erst allmählich konkrete Züge an. Grundvoraussetzung dafür war die Abstimmung mit Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, der als UNESCO-Beauftragter mit dem Schutz des Welterbes Oberes Mittelrheintal be-traut ist. Er unterstützte dieses Projekt und stimmte schließlich der Seilbahn zu – unter der Prämisse, dass diese nach drei Jahren auf jeden Fall wieder zurückzubauen ist. In einer Machbarkeitsstudie wurden etwa ein Dutzend mögliche Streckenvarianten und verschiedene Standorte für die Berg- und Talstationen unter technischen, logistischen und finanziellen Gesichtspunkten geprüft. Im Juli 2007 entschied sich der Koblenzer Stadtrat für die direkte Streckenverbindung der Seilbahn vom Konrad-Adenauer-Ufer bis hoch an den Hang des Festungsplateaus. Als weiterer Meilenstein in der Vorbereitung der Seilbahn ist der Abschluss der raumordnerischen Prüfung im Dezember 2007 zu nennen, die positiv beschieden wurde.

Mit dieser guten Nachricht startete die Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH in einen so genannten Wettbewerblichen Dialog, um den Seilbahnkonzessionär zu finden. Es handelt sich dabei um ein neuartiges mehrstufiges Vergabeverfahren, an dem sich zwei der renommiertesten europäischen Seilbahnhersteller beteiligten. Die Firma Doppelmayr Seilbahnen GmbH wird die Seilbahn bauen, betreiben und danach auch für deren Rückbau sorgen. Besonders erfreulich: Bei diesem Betreibermodell muss die Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH - abgesehen von den Kosten für Gutachten und Vorplanungen - kein Budget aufbringen. Die Vereinbarung sieht vor, dass für jeden Besuch der Bundesgartenschau Koblenz 2011 ein Betrag an die Firma Doppelmayr ab-geführt wird, welcher in der Eintrittskarte bereits enthalten ist. Damit wird der Eintrittspreis leicht über den Eintrittspreisen der vorangegangenen Bundesgartenschauen liegen. Mit dieser Preisgestaltung wird den Besuchern der Bundesgartenschau Koblenz 2011 ein extrem günstiges Gesamtpaket angeboten. Nach Ende der Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH wird der Fahrpreis 8 Euro für Erwachsene und 4 Euro für Kinder betragen. Im November 2013 wird die Seilbahn wieder rückgebaut und einer anderen Verwendung zugeführt.

Positive Ökobilanz

Ein im März 2009 vorgestelltes Gutachten eines Fachbüros hat ergeben, dass die Ökobi-lanz der Seilbahn im Vergleich zu einem alternativen Bus-Shuttle-Service für die Besucher durchweg positiv ausfällt, obwohl für die Talstation am Konrad-Adenauer-Ufer fünf Platanen gefällt werden mussten. Der Verzicht auf die Seilbahn zugunsten eines Bus-Shuttles wäre eine mit großen Nachteilen behaftete Alternative – nicht zuletzt deshalb, weil die von jedem BUGA-Besucher zweimal zu bewältigende Strecke von 7 Kilometern Länge zwischen den innerstädtischen Ausstellungsbereichen und dem Festungsplateau aufgrund der ungünstigen Verkehrsverhältnisse 25 Minuten dauern und damit eine erhebliche Belastung für Umwelt, Verkehr und Anwohner darstellen würde.

Laut des Gutachtens müssten bei einem reinen Bus-Shuttle-Service an mittelstarken Tagen mit 32.500 Besuchern und einer angenommenen Busauslastung von 65 Prozent 1.000 Busfahrten täglich angeboten werden. Dafür müssten 50 Fahrzeuge eingesetzt werden und im 90-Sekunden-Takt durch den Stadtteil Ehrenbreitstein verkehren. Mit der Seilbahn müssen stattdessen lediglich 150 Busfahrten täglich für jene 15 Prozent der Besucher angeboten werden, die den ebenfalls im Eintrittspreis inbegriffenen Bus-Shuttle-Service bevorzugen. Das Gutachten stellt die Umweltauswirkungen der beiden Alternativen Seilbahn und reiner Bus-Shuttle gegenüber. Dazu erfolgte eine Berechnung des Energieverbrauchs für die beiden Konzepte über die gesamte Laufzeit der Bundes-gartenschau Koblenz 2011, um auf dieser Grundlage den jeweiligen Ausstoß von Koh-lenstoffdioxid und anderer Schadstoffe sowie die Lärmbelästigung zu ermitteln.

Ganz besonders deutlich wird die positive Ökobilanz der BUGA-Seilbahn bei einem Ver-gleich der Schadstoffemissionen. So würden sich bei einem reinen Bus-Shuttle-Service für die gesamte Dauer der Bundesgartenschau Koblenz 2011 insgesamt 881 Tonnen Kohlendioxid-Emission ergeben. Bei der Kombination der Seilbahn mit einem reduzierten Bus-Shuttle-Service beliefe sich diese Summe auf 403 Tonnen Kohlendioxid-Emission und würde sich bei der angestrebten Verwendung von Naturstrom noch auf 142 Tonnen Kohlendioxid-Emission verringern. Ähnlich gut schneidet die Seilbahn bei der Betrachtung des Ausstoßes von Stickstoffoxid und Feinstaub im Vergleich zum reinen Bus-Shuttle-Service ab.

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Kommentare:
| 2010-01-14 | 14:03
Weitere Informationen und aktuelle Bilder der Baustelle unter www.buga2011.de
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